Maike Hempel

Leseprobe – „Verliebt, verlassen, verkuppelt“

Erstes Kapitel

Neben Gina schlenderte Joline durch die langen von Türen gesäumten Flure der Krankenstation, deren Wände ganz in Weiß gehalten waren.

»Ich hatte heute das Vergnügen mit unserem verunfallten Motorradfahrer«, erwähnte Gina wie nebenbei und Joline warf einen kurzen Blick auf das Profil ihrer Freundin und Kollegin. Sie hielt jede Wette, dass diese längst in Erfahrung gebracht hatte, ob ihr gut aussehender Patient single war oder nicht.

»Armer Kerl!«, antwortete sie um Gelassenheit bemüht und stieß schwungvoll die Tür zur Umkleide auf. »Im Grunde hat er noch Glück gehabt. Es hätte weitaus schlimmer kommen können.«

Ein unaufmerksamer Autofahrer hatte dem jungen Mann die Vorfahrt genommen. Komplizierte Brüche an beiden Beinen waren die Folge neben leichten Rippenprellungen und einem schwer gestauchten linken Handgelenk.

Gina streifte ihre Arbeitshose ab und öffnete den Spind. Ungeduldig zerrte sie an ihrem Haargummi, bis ihre blonde Mähne über ihren Rücken fiel. »Wird eine Weile dauern, bis er sich wieder rühren kann. Seine Laune war jedenfalls hundsmiserabel. Mann, hat der mich beim Waschen angepflaumt!« In ihrem geblümten Kleid und den leichten Sommerschuhen wartete sie auf Jolines Reaktion, die in ihre Jeans schlüpfte und den Baumwollpullover über den Kopf zog. Das leidige Aprilwetter hatte sich Anfang Mai beruhigt und bescherte ihnen die ersten wärmeren Tage.

»Ach komm schon!«, verteidigte Joline den jungen Mann. »Stell dir mal vor, du liegst im Krankenhaus und ein Typ in deinem Alter spaziert herein und will dich waschen. Das stelle ich mir oberpeinlich vor.«

Schuldbewusst schlug Gina sich die Hand vor den Mund. »Darüber habe ich überhaupt nicht nachgedacht«, gestand sie kleinlaut ein.

»Solltest du aber!«, bemerke Joline trocken und drängte ihre Kollegin aus der Tür.

»Uuups«, bekannte Gina, deren gute Laune in Sekundenbruchteilen zurückkehrte. Ihr engelsgleiches Gesicht strahlte mit ihren blauen Augen um die Wette. »Er sieht echt gut aus, findest du nicht?«

»Netter Versuch!«, entgegnete Joline mit warnendem Unterton. Sie schätze Gina über alles, nur dass ihre Freundin sie permanent verkuppeln wollte, nervte. Seit ihrer Hochzeit mit Mark schwebte sie in anderen Sphären und hatte es sich zum Ziel gesetzt, Joline mindestens genauso glücklich zu machen, wie sie es selbst war.

»Es ist über ein halbes Jahr her, dass dein spießiger Freund das Weite gesucht hat«, ließ Gina nicht locker und Joline steckte die Hände in die Hosentaschen und zog verärgert die Schultern hoch. Wie ausgesprochen reizend von ihrer Freundin, die Wahrheit so ungeschönt herauszuposaunen. Im Grunde genommen war ihr selbst klar gewesen, dass sie und Patrick nicht zusammengepasst hatten. Aber wie es eben manchmal so war, folgte auf jeden Streit eine Versöhnung und die Zeit war dahingegangen. Fünf Jahre, wenn man es genau nahm.

»Ein wenig Romantik würde dir nicht schaden. Ich habe durchaus mitbekommen, wie der schöne Finn dir hinterhergafft.«

»Liebe funktioniert nicht auf Knopfdruck, Gina! Außerdem weißt du, dass ich nichts mit Patienten anfange. Also, vergiss es!«

»Okay!«, hauchte Gina ergeben. »Ich dachte ja bloß …«

Joline ging nicht weiter darauf ein und sprang die Stufen zum Klinikparkplatz hinab, wo sie ihr Fahrrad an einem Stahlpoller angeschlossen hatte.

»Toi, toi, toi beim Zahnarzt. Hoffentlich musst du nicht ganz so arg leiden.«

»Ich leide beim Zahnarzt immer«, jammerte Gina. »Egal ob ich zu einem Kontrolltermin erscheine oder mich eine entzündete Zahnwurzel quält. Das ist ein psychisches Problem. Wir sehen uns morgen.«

Winkend fuhr Joline davon. »Ich denke beim Shoppen an dich.«

Dass Patrick sie Knall auf Fall wegen einer anderen verlassen hatte, hatte ihrem Selbstbewusstsein einen herben Dämpfer versetzt. Oder eher die Tatsache, dass er es nicht einmal für nötig gehalten hatte, sich mit ihr auszusprechen. Er war einfach aus ihrem Leben verschwunden, als hätte sie niemals irgendetwas miteinander verbunden. Gegen den daraus resultierenden Frust gedachte Joline bei einer ausgiebigen Shopping-Tour in der Innenstadt etwas zu unternehmen.

***

Keine zwei Stunden später schlenderte sie mit prall gefüllten Tüten durch die Fußgängerzone. Die Cafés rund um den Wallrafplatz waren an diesem schönen Frühlingstag voll besetzt. Sie hatte einige ausgesprochen gut sitzende Oberteile und eine weitere Garnitur Bettwäsche erstanden, sodass zukünftig nichts in ihrem Schlafzimmer mehr an die Vergangenheit erinnern würde. Zu welchem Anlass sie das knallrote Cocktailkleid tragen sollte, dessen sündhaft hoher Preis sie beinahe vom Kauf abgeschreckt hätte, war ihr zwar schleierhaft, trotzdem tat es ihr gut es mitgenommen zu haben.

Joline hörte jemanden ihren Namen rufen und erkannte Tessa, Patricks Mutter, die in ihrem dunkelblauen Hosenanzug und den hohen Schuhen ausgesprochen weltgewandt wirkte. Es war ein seltsames Gefühl, sie zu treffen und zu tun, als wäre nichts geschehen. Mit der resoluten Mittfünfzigerin hatte sie sich stets gut verstanden.

»Hallo Tessa!«, grüßte Joline und erwidere die Umarmung der älteren Frau.

»Ach Joline! Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist mir entsetzlich unangenehm, wie mein Sohn benommen hat. Wie geht es dir?«, erkundigte Tessa sich herzlich.

»Inzwischen ganz gut«, versicherte Joline und hob ihre Tüten an. »Ich war shoppen«, erklärte sie überflüssigerweise, weil sie die leidige Angelegenheit ihrer unrühmlichen Trennung ungern weiter vertiefen wollte.

Tessa zupfte unschlüssig an einer silberblonden Haarsträhne ihres Kurzhaarschnitts. »Wenn ich ehrlich bin, passt es mir ganz gut, dass wir uns hier begegnen. Ich habe schon öfter mit dem Gedanken gespielt, mich bei dir zu melden. Mir lastet etwas auf dem Herzen, das ich gerne mit dir besprechen würde. Wie sieht es aus? Hast du Lust, mit mir im Café Reichard etwas zu trinken? – Und keine Sorge. Es geht nicht um Patrick.«

»Dann gerne!«, stimmte Joline spontan zu und sie schlenderten auf den großzügigen Terrassenbereich des stadtbekannten Cafés zu.

Im Schatten eines alten Baumens wurde ein Tisch frei, von dem aus man einen gigantischen Blick auf die Vorderfront des Kölner Doms genoss, der andauernder Restauration bedurfte. Der saure Regen fraß am Kalkstein. Ständig kämpften die Mitarbeiter der Dombauhütte gegen den Verfall der mittelalterlichen Kathedrale an. Die Ausbesserungsarbeiten würden garantiert noch Generationen von Steinmetzen und Baumeistern in Lohn und Brot halten, daran gab es keinen Zweifel. Beruhigend eigentlich, denn der Volksmund behauptete, die Welt würde an dem Tag untergehen, an dem der Dom fertiggestellt wäre.

»Ein Latte macchiato, eine Cola? Kommt sofort«, nahm die Bedienung ihre Bestellung auf.

 »Mein Schwiegervater bereitet mir Kummer«, erläuterte Tessa, nachdem sie sich gesetzt hatten. »Oder besser, er bringt mich an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Seit Monaten klappern wir einen Arzt nach dem anderen ab und einer nach dem anderen bestätigt ihm, dass er quietschfidel ist. Er hat nichts, glaubt aber weder mir noch den Ärzten ein Wort.«

»Was denn, Egon?«, fragte Joline überrascht.

Tessas Schwiegervater, also Patricks Großvater, bewohnte eine traumhafte Villa inmitten eines verwunschenen Gartens in Rheinnähe, seit dem Tod seiner Frau vor drei Jahren allerdings allein. Insofern vermutete Joline hinter seinen angeblichen Krankheiten eher den Versuch Aufmerksamkeit zu erregen. Die Mitglieder der viel beschäftigten Bauunternehmerfamilie fanden selten Zeit, den alten Mann zu besuchen.

»Inzwischen unterstellt er mir, ihn vor den Ärzten als Hypochonder hinzustellen«, klagte Tessa. »Dabei meine ich es gut mit ihm. Weder hat er Probleme mit den Knien, wie er steif und fest behauptet, noch mit dem Rücken, der ihm angeblich zu schaffen macht. Sein Herz schlägt völlig normal und sein Blutdruck ist für sein Alter bombastisch.«

Ihre Getränke wurden gebracht.

 »Hat Patrick nicht mal mit ihm gesprochen?«, hakte Joline vorsichtig nach, weil sie sich in nichts einmischen wollte, das sie streng genommen nichts mehr anging. Egon war nach dem Tod seiner Frau abweisend und griesgrämig geworden. Für ihn schleppten sich die Tage nur so dahin, egal zu welcher Jahreszeit.

»Ach, Patrick!«, wischte Tessa Jolines Einwand mit einer wegwerfenden Handbewegung beiseite und nippte an ihrem Latte macchiato. »Von ihm lässt Egon sich doch nichts sagen. Ich dachte, wenn du mal mit ihm sprichst … Einer Krankenschwester glaubt er vielleicht eher, dass es in seinem Alter normal ist, wenn das Herz manchmal stolpert oder das Knie wehtut. Auf dich hat er doch stets gehört.«

Joline fand die Idee nicht unbedingt prickelnd. Egon würde sie kaum mit offenen Armen empfangen. Er konnte sich denken, dass sie nicht zufällig auf eine Tasse Kaffee vorbeischaute. Wohl war ihr bei diesem Unterfangen nicht, aber sie mochte den alten Kauz. Genau aus diesem Grund stimmte sie Tessas Vorschlag schließlich zu.

 »Ich werde sehen, was ich tun kann.«

 »Das rechne ich dir hoch an. Ganz besonders nachdem sich mein Sohn dir gegenüber so dermaßen unmöglich verhalten hat.«

»Um den würde ich mich garantiert nicht kümmern!«, giftete Joline prompt.

»Verständlicherweise.« Tessa erhob sich. »Bleiben wir telefonisch in Verbindung?«, fragte sie und winkte die Bedienung herbei. »Ich lade dich selbstverständlich ein.«

»Danke dir!« Joline stand auf und verabschiedete sich. »Ich melde mich, sobald es Neuigkeiten gibt.«

***

»Hallo Schönheit«, feixte ihr verunfallter Motorradfahrer, als Joline ihm am darauffolgenden Morgen eine frische Infusion anhängte.

Gina hatte recht. Finn sah umwerfend aus. Selbst das lächerliche Flügelhemd änderte nichts an dieser Tatsache. Außerdem verfiel er trotz seiner ernüchternden Diagnose, die nächsten Wochen oder gar Monate auf den Rollstuhl angewiesen zu sein, nie ins Jammern.

»Wie ist das werte Befinden?«, erkundigte sie sich bester Laune. Da Finn sie von Anfang an geduzt hatte, war sie ebenfalls dazu übergegangen. Er war Lehrer und seine Kollegen besuchten ihn regelmäßig nach dem Unterricht. Manchmal brachten sie ihm Pizza oder andere Fertiggerichte mit, denn auch in diesem Haus wurde das Krankenhausessen seinem Ruf gerecht, nicht jedermanns Sache zu sein.

»Wenn ich dich sehe gut!«, zwinkerte Finn ihr übermütig zu. »Die Kollegin vom Sozialdienst war heute Morgen hier. Es ist alles geklärt. Ich werde voraussichtlich nächste Woche entlassen.«

Braune Locken umspielten sein von markanten Wangenknochen geprägtes Gesicht, und die Farbe seiner Augen erinnerte Joline an dunkle Schokolade.

Zum Waschen hatte sie ihm einen Pfleger geschickt, war im Vorbeihuschen jedoch nicht umhingekommen, seine muskulösen Schulterpartien und die ausgeprägte Bauchmuskulatur zu bewundern. Ein deutlicher Beweis, dass ihr Patient sich viel bewegte und reichlich Sport trieb. Lauter Betätigungen, die er sich vorerst abschminken konnte.

 »Meinst du nicht, dass ein Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik besser für dich wäre?«, erkundigte sie sich besorgt. »Deine Beine hat es übel erwischt und zu Hause bist du völlig auf dich gestellt.«

»Meine Freunde helfen mir«, winkte Finn lässig ab. »Außerdem betreut mich gleich ab dem ersten Tag ein Physiotherapeut, der mich aufpäppelt und mit mir trainiert. Der hiesige Physiotherapeut ist überzeugt, dass ich nicht lange brauche, um mich allein in den Rollstuhl zu hieven. Zusätzlich habe ich Anspruch auf eine Pflegekraft. Also mache ich mich nicht verrückt. Das wird schon.« Er winkelte den Arm an, wodurch sich sein Bizeps beeindruckend rundete. »Ich bin gut in Form, und das wird so bleiben. Verlass dich drauf.«

»Deine Zuversicht ist echt bewundernswert«, lachte Joline, die aus dem Blickwinkel heraus bemerkte, wie Gina geschäftig am Nachbarbett herumwuselte. Obwohl sie ihren Patienten schon vor Stunden gebettet hatte, zottelte sie das Laken straff und schüttelte die Kissen auf. Offensichtlich suchte sie verzweifelt nach einer Beschäftigung, um ja kein Wort zu verpassen.

»Wirst du mich mal besuchen, wenn ich zu Hause bin?« Finn bedachte Joline mit einem unwiderstehlichen Augenaufschlag, der sie zutiefst rührte. Sie mochte diesen Mann, der bedauerlicherweise keine Schmetterlinge in ihrem Bauch zum Flattern brachte, und wollte tunlichst vermeiden ihm falsche Hoffnung zu machen.

»Wenn ich alle Patienten daheim besuche, die ich hier aufpäppele, habe ich bald gar keine Freizeit mehr«, lehnte sie seinen Vorschlag deshalb kategorisch ab, wobei sie ihm ihr schönstes Lächeln schenkte.

Finns Gesicht verzog sich zu einer Leidensmiene. »Meine Beine sind unbrauchbar, meine Rippen sind geprellt! Kannst du es mit deinem Gewissen vereinbaren, mir auch noch das Herz zu brechen?«, rief er theatralisch, wobei seine Mundwinkel verräterisch zuckten.

»Problemlos«, versicherte Joline ihm belustigt.

 »Autsch!« Finn fuhr sich mit der gesunden Hand über die dunklen Bartstoppeln auf seiner Wange. »Botschaft angekommen. Kein Interesse. Damit muss ich mich wohl abfinden.«

»Du schaffst das«, ermunterte Joline ihn und begab sich zur Tür. Dicht gefolgt von Gina, die ihr enttäuscht folgte.

***

An ihrem freien Nachmittag erinnerte Joline sich an das Versprechen, das sie Tessa gegeben hatte und radelte zur Villa. Die schweren Regenwolken, die noch am Morgen die Stadt verdunkelt hatten, waren verschwunden und einer hellen immer öfter aufreißenden Wolkenschicht gewichen.

Joline öffnete das gusseiserne Gartentor, das lautstark in seinen Angeln quietschte und stellte ihr Rad auf den Mittelständer. In den Beeten zu beiden Seiten des gepflasterten Wegs wucherte hüfthoch das Unkraut zwischen den Stauden. Das Gebäude selbst war ein Traum, auch wenn hier und da der Putz von den ehemals weiß gestrichenen Wänden blätterte. Der sich über zwei Etagen erstreckende Vorbau wirkte besonders mitgenommen. Die Blumentöpfe, die einst das filigran gearbeitete Geländer des Balkons unter dem Dachgiebel verziert hatten, waren verschwunden. Dunkel starrten die großen Fenster dem Betrachter entgegen.

Alles in allem erschien das Haus so einsam und verlassen wie der alte Mann, der es bewohnte.

Unschlüssig betätigte Joline neben der massiven Holztür die Klingel, die gedämpft aus dem alten Kasten nach draußen drang, und tänzelte nervös von einem Fuß auf den anderen. In Jeans, T-Shirt und einem leichten Anorak mochte es so aussehen, als wäre sie zufällig hier vorbeigekommen. Die Haare hatte sie sich zu einem Zopf geflochten, der ihr schwer in den Rücken fiel.

Zaghaft wurde die Tür aufgezogen und ein weißhaariger alter Mann, der entfernt an Albert Einstein erinnerte, nahm sie skeptisch in Augenschein. Für einen Besuch beim Friseur hatte ihm vor lauter Arztterminen in den letzten Wochen anscheinend die Zeit gefehlt. Seine recht großen Ohren verschwanden fast gänzlich unter einer ausgefransten Haarmatte.

»Du!«, bellte Egon und seine buschigen weißen Brauen schnellten in die Höhe. Wie erwartet ahnte er, dass Joline nicht rein zufällig vor seiner Haustür stand. »Schickt Tessa dich? In diesem Fall kannst du gleich wieder verschwinden!«

»Hallo, Egon«, versuchte Joline es auf die freundliche Tour. »Ich bin auf dem Weg zum Rhein und dachte, ich lade mich auf eine Tasse Kaffee bei dir ein.«

Seiner Mimik nach zu urteilen, glaubte der alte Mann ihr kein Wort. »Ich trinke keinen Kaffee mehr! Das ist nicht gut für meinen Blutdruck. Für mich gibt es nur Kräutertees«, teilte Egon ihr entschieden mit.

»Kräutertee ist völlig okay«, wagte Joline sich tapfer vor und bewegte sich auf ihn zu, woraufhin Egon widerstrebend die Tür ganz öffnete und sie eintreten ließ.

Wie jedes Mal empfand Joline fast so etwas wie Ehrfurcht in diesen erhabenen Mauern. Ihre Schritte verursachten ein leises Knarzen auf den honigfarbenen Holzdielen, als sie an die schmiedeeiserne Flurgarderobe ging, an die sie ihre Jacke hängte. Durch ein nach oben spitz zulaufendes Jugendstilfenster, dessen Bleiglasscheiben mit Blumenmotiven durchzogen waren, fiel bunt schimmerndes Licht in die Eingangshalle.

Hinter sich vernahm sie die sich entfernenden Schritte von Egon. »Du kennst ja den Weg«, murrte er.

Der alte Kauz tat ihr von Herzen leid. So rüstig, wie er voranschritt, hatte er weder Probleme mit den Knien, wie er vorgab, noch mit seinem Rücken.

 »Kommt deine Haushaltshilfe noch regelmäßig vorbei?«, erkundigte sich Joline in der modern eingerichteten Küche und blinzelte, weil ein Sonnenstrahl auf die auf Hochglanz polierte Edelstahlspüle traf und sie blendete. Die Ober- und Unterschränke aus weißgebeiztem Holz glänzten, nicht anders verhielt es sich mit dem Fußboden. Selbst die Gardinen wiesen nicht den geringsten Grauschleier auf, was ihre Frage sinnlos machte.

 »Sieht mein Haus etwa verwahrlost aus?«, schnauzte Egon und Joline schielte zur Decke. Sie hatte nur nach einem unverfänglichen Thema gesucht!

»Sei doch froh, dass Tessa mich um Hilfe bittet, wenn es dir so schlecht geht«, gestand sie ihm den wahren Grund ihres Hierseins ein.

»Ha!«, frohlockte der alte Kauz und fuhr sich durch die schlohweißen Haare. »Als ob ich nicht geahnt hätte, dass meine Schwiegertochter dahintersteckt!« Grummelnd befüllte er den Wasserkocher und schlurfte zum Küchentisch hinüber, an dem Joline Platz genommen hatte. Er öffnete eine der Schubladen und holte eine grüne Mappe hervor, die klatschend auf der hölzernen Tischplatte landete. »Hier ist alles dokumentiert! Mein Herz rast, aber das ist völlig normal. Mein Blutdruck ist angeblich in Ordnung, trotzdem wird mir in regelmäßigen Abständen schwindelig. Und klar: Das bilde ich mir alles nur ein!«

Aufmerksam blätterte Joline sich durch die verschiedenen Befunde und entdeckte keinerlei besorgniserregende Werte.

»Gehst du öfter mal an die Luft?«, fragte sie, obwohl ihr Bauchgefühl ihr sagte, dass der Gemütszustand des alten Mannes ganz sicher nichts mit einem Mangel an frischer Luft zu tun hatte.

Der Wasserkocher brodelte und Egon entnahm dem Küchenschrank zwei Tassen und eine Teekanne, in die er eine nach Lakritz duftende Blättermischung füllte und heißes Wasser hinzufügte. Er schloss die Kanne mit dem dazugehörigen Deckel und verschanzte sich hinter einer Mauer aus Schweigen.

»Möglicherweise sackt dein Blutdruck ab, weil es dir an Bewegung mangelt?«

»Wie soll ich mich denn bewegen, wenn meine Beine nicht mitmachen?«, hielt der eigensinnige Sturkopf hartnäckig dagegen.

 »Ich habe dich eben nicht humpeln sehen!«, parierte Joline prompt und stand auf, um die Tassen entgegenzunehmen.

»Guten Tag erwischt«, kam es starrsinnig zurück. »Was schlägst du vor?« Egons Stimme troff vor Ironie. »Dass ich am Rhein entlang flaniere und mich meines Daseins erfreue?«

»Zum Beispiel.« Joline setzte sich und verteilte die Tassen. »Die Idee ist gar nicht so schlecht. Lass uns Tee trinken und danach am Wasser spazieren gehen«, schlug sie vor. »Das Wetter hat sich gemacht. Die Sonne kommt immer öfter hinter den Wolken hervor.«

»Was soll das bringen?« Mit festem Griff erfasste Egon die Kanne und schenkte den Tee ein. »Ich brauche keine Altenpflegerin. So weit ist es noch lange nicht!« Scheppernd setzte er die Teekanne ab.

 »Ich bin auch nicht gekommen, um dich zu pflegen!« So langsam reagierte Joline ungehalten. »Es geht dir nicht gut? Dann suchen wir gemeinsam Ärzte, die dir helfen! So einfach ist das. Allerdings wird ein kleiner Ausflug in die Welt außerhalb deines Hauses deiner Gesundheit nicht abträglich sein. Lass uns in Ruhe Tee trinken und losziehen.«

 »Gar nichts tun wir!«, herrschte Egon sie an. »Du hast dich davon überzeugt, dass es mir den Umständen entsprechend gut geht, Ende der Veranstaltung! Ich wäre jetzt gern wieder allein!«

»Darf ich meinen Tee noch austrinken?«, fragte Joline verschnupft. Der alte Mann schien ihr hart und viel zu verbittert. Irgendwie schwante ihr, dass dieser Umstand nicht ausschließlich auf den Tod seiner Frau zurückzuführen war.

»Na, so groß sind die Tassen ja nicht«, entgegnete ihr Gegenüber schneidend.

Unschlüssig biss Joline sich auf die Unterlippe. So schnell würde sie nicht aufgeben und in absehbarer Zeit einen erneuten Versuch starten. Steter Tropfen höhlte bekanntlich den Stein.

»Gut«, lenkte sie ein, nachdem sie ihre Tasse geleert hatte. »Ich bin dann mal weg.«

 »Ich wünsche dir einen schönen Tag«, ätzte Egon und blieb demonstrativ sitzen. »Den Weg hinaus findest du hoffentlich alleine …«

Zweites Kapitel

Vom Wind gepeitschte Regentropfen klatschten ans Schlafzimmerfenster und kullerten wie Tränen daran herunter. Der Frühling zeigte sich in diesem Jahr von seiner launischsten Seite. Musste ausgerechnet an ihrem freien Tag so ein Mistwetter herrschen?

Rasch schwang Joline ihre Beine aus dem Bett, um das schräg gestellte Fenster zu schließen. Auf der Straße schwammen riesige Pfützen, in denen die herabfallenden Tropfen wellenartige Muster hinterließen.

Ihr Blick fiel auf die schmale Garageneinfahrt und sie schluckte hart. Eine Welle der Erinnerung brach über sie herein und sie glaubte sich wie vor einem halben Jahr im Schutz der Schlafzimmergardinen stehen zu sehen und fassungslos dem Mann hinterherzustarren, von dem sie geglaubt hatte, er liebe sie.

Ohne ein letztes Mal zu ihr zurückzuschauen, hatte Patrick die Hecktür des Sprinters zugeworfen, war zur Fahrertür gelaufen und eingestiegen. Der Motor sprang an und der Rückwärtsgang wurde eingelegt. Der Kastenwagen rollte aus der Einfahrt und verschwand nach einem Wendemanöver aus ihrem Sichtfeld. Fünf Jahre ihres Lebens waren darin davongefahren, einschließlich ihres Traums vom großen Glück. Geplatzt wie eine bunt schillernde Seifenblase, von der nichts bleibt.

Joline wandte sich vom Fenster ab. Sie würde ihren freien Tag bestimmt nicht mit sinnlosem Grübeln über einen Mann vergeuden, der sie eiskalt abserviert hatte. Ganz bestimmt nicht!

Sie hatte ihre braunen Locken zu einem lockeren Knoten im Nacken zusammengefasst. In Jeans und einem grünen T-Shirt verließ sie das Bad und stieg in Holzclogs die Treppenstufen zur Küche hinunter, wo sie den Kaffeeautomaten in Gang setzte. Vorbei war vorbei, es gab kein Zurück.

Auf einem Holzbrettchen schmierte sie sich ein Brot und bestrich es dick mit Marmelade.

Mit der Kaffeetasse in einer Hand und dem Brettchen in der anderen setzte sie sich an den Küchentisch, der unterhalb der Treppenflucht seinen Platz gefunden hatte. Ihr Häuschen mochte klein sein, aber es war urgemütlich. Durch die Holztür mit ovalem Sichtfenster gelangte man direkt in die Küche, die mit dem alten Bollerofen, den sie ab und zu noch anwarf, besonders anheimelnd wirkte.

Der Treppe gegenüber schloss sich das Wohnzimmer mit seinen in hellem Holz gehaltenen Bücherregalen und der mit bunten Kissen überladenen Couch an, von wo aus man auch in den Garten gelangte. Im oberen Stockwerk befanden sich ihr Schlafzimmer, ein kleines Gästezimmer und ein Bad, das ihr Ex – Juniorchef einer ortsansässigen Baufirma – bei seinem Einzug unverzüglich hatte runderneuern lassen.

So wie er gerne das gesamte Gebäude rundumerneuert hätte, was sie jedoch strikt abgelehnt hatte. Sie liebte das alte Haus genauso wie es war.

Da sie nicht in den Garten konnte – es war einfach zu nass –, beschloss Joline sich ihrem lange überfälligen Hausputz zu widmen.

Sie begann im Erdgeschoss und arbeitete sich systematisch ins obere Stockwerk vor, bis das Bad blitzte und ihr Gästezimmer, das allzu oft als Bügelzimmer herhalten musste, aufgeräumt war.

Nachdem sie ihr Bett im Schlafzimmer frisch bezogen hatte, wischte sie geistesabwesend über die Ablage der alten Kommode, die unter der Dachschräge stand. Dabei übersah sie eine kleine, mit Deckel versehene Porzellanschatulle, die wie in Zeitlupe auf den Rand der Ablagefläche zu rutschte. Sie fiel über den Rand, schlug auf den Holzdielen auf, wo sie in unzählige Einzelteile zerbrach.

Mist!

Zwischen den Scherben blinkte Joline ein kleiner Schlüssel entgegen, der Erinnerungen in ihr weckte, die mit gemischten Gefühlen verbunden waren. Er gehörte zu einem Liebesschloss, das Patrick ihr an ihrem ersten Jahrestag geschenkt hatte. Es kam ihr vor, als wäre es Ewigkeiten her.

Hand in Hand waren sie zur Hohenzollernbrücke gegangen, die die Kölner liebevoll »Herzensbrücke« nannten und hatten das Schloss zu den vielen anderen Schlössern an das Gitter gehängt, das den Fußgängerweg zu den Gleisen begrenzte. Den Schlüssel hatte Patrick sinnigerweise in die Hosentasche gesteckt und dort vergessen. Zu Hause war er später sang- und klanglos in der kleinen Schatulle verschwunden, die jetzt zerbrochen am Boden lag. Sie gehörte ihrer Vergangenheit genauso an wie ihre vermeintlich ach so große Liebe. Patrick war nie mit ihr an den Rhein zurückgegangen, um den Schlüssel in den Fluss zu werfen, wie es üblich war.

Seufzend hob Joline den Schlüssel auf und steckte ihn in die Vordertasche ihrer Jeans. Nachdenklich begann sie die größeren Scherben zusammenzulesen. Obwohl sie im Allgemeinen nicht abergläubisch war, fragte sie sich, ob ihre Beziehung anders verlaufen wäre, wenn sie den Schlüssel ordnungsgemäß in den Rhein geworfen hätten.

Nachdrücklich schüttelte sie den Kopf. Der Schlüssel im Rhein hätte ganz sicher auch nichts daran geändert, dass Patrick sie belogen und betrogen hatte, ohne mit der Wimper zu zucken.

Natürlich waren ihr die urplötzlich zuhauf anfallenden Überstunden, mit denen er seine häufige Abwesenheit zu rechtfertigen versucht hatte, nicht entgangen. In ihrer unendlichen Naivität hatte sie sie mit seiner Beförderung zum Juniorpartner in der Baufirma seines Vaters in Verbindung gebracht und nicht weiter darüber nachgedacht. Zumal sie im Schichtdienst arbeitete und ihr seine Abwesenheit während der häufigen Spät- oder Nachtdienste nicht einmal aufgefallen war.

Bis sie eines Tages feststellte, dass sie komplett aneinander vorbeilebten. Gemeinsame Abende gab es nicht mehr, ihre freien Tage verbrachte sie allein.

Als sie Patrick darauf ansprach, wirkte er regelrecht erleichtert, um nicht zu sagen befreit. Ohne weitere Umschweife teilte er ihr mit, sich in eine andere Frau verliebt zu haben. Noch während Joline nach Luft japsend vor ihm stand und auf weitere Erklärungen wartete, raffte der vermeintliche Mann ihres Lebens die nötigsten Sachen zusammen und verließ das Haus. Keine zwei Wochen später fuhr mit dem Sprinter vor, um seine restlichen Sachen abzuholen. Dass er es nicht einmal für nötig gehalten hatte, sich mit ihr auszusprechen, kränkte sie bis heute.

Mit dem Staubsauger erhaschte sie auch die kleinsten Splitter, die rund um die Kommode verteilt lagen. Einer von ihnen blitze unter einem Sonnenstrahl auf, der sich durchs Fenster ins Zimmer stahl, demnach riss draußen die Wolkendecke auf. Mittlerweile war es Nachmittag geworden und Joline knurrte der Magen.

Sie stellte den Staubsauber in die Ecke im Flur zurück und stieg die Treppe hinab. In der Küche schlüpfte sie in ihre wetterfeste Jacke, verteilte Geldbeutel, Papiertaschentücher, Handy und Haustürschlüssel in die verschiedenen Jackentaschen und verließ das Haus.

***

In dem ausgedehnten, von hohen Altbaufassaden umgebenen Areal, in dem sich auch ihr Haus befand, waren im Lauf der Jahre kleinere Einfamilienhäuser entstanden. Hier zu wohnen grenzte an wahren Luxus. Jeder kannte jeden und gäbe es innerhalb dieser schützenden Mauern noch einen Supermarkt und ein Restaurant, würde Joline die kleine Siedlung nach der Arbeit wohl gar nicht mehr verlassen.

Durch zwei offen stehende Torflügel gelangte sie zur Hauptstraße, wo ihr am Dönerladen ein verlockender Essensduft in die Nase stieg. Herzhaft biss sie auf ihrem weiteren Weg in ihr Fladenbrot, das mit gewürzten Fleischstückchen befüllt war und passierte die Riehler Straße in Richtung Rhein, dessen Uferpromenade sie auf Höhe der Bastei erreichte.

Der Gastraum des ehemaligen Aussichtsrestaurants mit kreisrunder Panoramascheibe thronte wie der Hut eines steingewordenen Pilzes auf dem runden Betonsockel. Der Wind war aufgefrischt und wehte Joline die Haare um den Kopf. Über ihr trieben Möwen laut kreischend im Luftstrom.

Ein Lastschiff kämpfte auf den behäbig dahinfließenden Fluss gegen den Strom und sorgte für Wellengang, der sanft an Land schwappte. Der Wasserspiegel war nach den heftigen Regenfällen der vergangenen Tage beträchtlich angestiegen, ohne jedoch die Promenade zu überschwemmen.

Die Konturen der Hohenzollernbrücke verschwammen im Licht diffuser Sonnenstrahlen, die sich durch die aufreißende Wolkendecke zwängten. Fröstelnd schob Joline ihre Hand in die Hosentasche und umfasste den Schlüssel fester. Sie fand es eindeutig an der Zeit, dieses Schloss zu entfernen, das ihr so wenig Glück gebracht hatte.

Entschlossen, die Vergangenheit endgültig hinter sich zu lassen, trat sie in den Schatten der von stählernen Bögen getragenen Brücke, die sich majestätisch über den Fluss spannte. Donnernd rollte ein Zug über die Gleise und ließ den Boden unter ihren Füßen erzittern. Die sich dahinter anschließende Grünanlage war gut besucht. Demnach war sie nicht die Einzige, die das trockene Wetter aus dem Haus gelockt hatte. Viele nutzten die Gunst der Stunde und genossen die Zeit ohne Regen.

Sie stieg die Treppenstufen zur Philharmonie hinauf und wandte sich dem Reiterstandbild auf der Brückenrampe zu. Von hier aus war es nicht mehr weit. An die Stelle, an der sie das Herz damals befestigt hatten, erinnerte Joline sich genau und würde sie mühelos finden. Nur das Schloss möglicherweise nicht, es kamen ja ständig neue hinzu.

Suchend glitt ihr Blick am Gitter entlang, das den Gehweg zu den Gleisen begrenzte. Das Schloss stach ihr sofort ins Auge. Ein bisschen mulmig war ihr schon zumute, allerdings war es wohl kaum ein Frevel ein Schloss zu entsorgen, das niemand mehr brauchte.

Entgegen ihrer Erwartung glitt der Schlüssel auch nach all den Jahren noch sanft in den Schlüsselkanal. Sie drehte ihn herum und der Bügel sprang auf.

Unentschlossen, was sie mit dem Schloss anfangen sollte verharrte Joline an der Brüstung und starrte auf die grünen Fluten des Rheins hinunter.

Wozu den Fluss unnütz belasten, wenn die Stadt die Müllentsorgung so großzügig finanzierte?, überlegte sie und ein verschmitztes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Spätestens im nächsten Mülleimer würde sie ihre Beziehung mit Patrick sprichwörtlich in die Tonne treten. Ein und für alle Mal!

Von diesem Gedanken beseelt, machte sie sich auf den Rückweg.

***

Wieder auf dem Hinterhof, kam sie am Haus ihrer Lieblingsnachbarn, der Oebels, vorbei und steuerte auf zwei kleinere weiß getünchte Häuser zu, die geduckt nebeneinanderstanden. Nach dem Tod ihrer Großeltern und ihrer Großtante waren sie in den Besitz ihrer Eltern übergegangen, was für Joline den Vorteil einer günstigen Miete mit sich brachte.

Auf der Bank im Vorgarten entdeckte sie Gina und Suse.

Ihr Mädchenabend! Den hatte sie völlig vergessen.

»Es tut mir leid!«, entschuldigte sie sich und stürmte auf ihre Freundinnen zu. »Heute ist echt nicht mein Tag.« Sie umarmte beide Frauen und kramte den Hausschlüssel aus ihrer Jackentasche hervor.

Suse runzelte die Stirn. »Ist irgendetwas passiert?«, erkundigte sie sich und schob sich resolut an Joline vorbei. Geschminkt war sie nur dezent, was ihre zarten Gesichtszüge vorteilhaft zur Geltung brachte. Mit gezielten Fingerbewegungen ordnete sie ihre dunklen, zu einem Bob abgestuften Haare und setzte ihren Rucksack ab, aus dem sie eine Flasche und eine große Packung Schokoladeneis zauberte, das im Eisfach des Kühlschranks verschwand, bevor sie den Prosecco kaltstellte.